Ein Freund aus New York erzählte mir gerade am Telefon, er arbeite nun seit letztem Jahr komplett im Home-Office. Das wird er auch weiterhin tun, allerdings jetzt nicht mehr von zu Hause aus – er wird die nächsten 6 Wochen von Hawaii arbeiten. Die Flugpreise und die Unterkünfte seien gerade bezahlbar und wann, wenn nicht jetzt. Wow, dachte ich: echt gute Idee. Bei diesem Gedankengang schaue ich gerade vom 40. Stock meines Lieblings-WeWork-Offices auf die Brooklyn Bridge. New York ist in diesen Tagen ruhiger als sonst und die sonst von mir so geschätzten Restaurants und Cafés, wo man so schön unter Menschen sein und trotzdem ungestört arbeiten kann, sind ja gegenwärtig geschlossen.

Aber das sind Luxusprobleme in meinem selbstgewählten Corona-Exil. Nicht ins klassische Büro zu müssen ist schon gut, aber ein Platz zum Arbeiten oder auch mal um vertrauliche Telefonate zu führen, ist nicht zu unterschätzen. Früher habe ich Home-Office jedem wärmstens empfohlen, um mal in Ruhe was erledigen zu können. Bei gleichzeitigem Home-Office des Partners und Home-Schooling ist das allerdings nicht immer möglich. Die Pandemie hat vieles verändert und die Karten neu gemischt. Vieles ist nicht mehr möglich, viele neue Möglichkeiten ergeben sich aber auch plötzlich. Erfolgreiche Führung auf Distanz beansprucht größere Verantwortung von Mitarbeitern und Führungskräften. Für jeden Einzelnen bedeutet dies auch mehr Handlungsmöglichkeiten – das ist die große Chance dieser Entwicklung.

Was es braucht, damit dies gelingt, lesen Sie hier:

Erfolgreiche Führung auf Distanz beansprucht größere Verantwortung von Mitarbeitern und Führungskräften. Für jeden Einzelnen bedeutet dies auch mehr Handlungsmöglichkeiten – das ist die große Chance dieser Entwicklung.

Damit diese gelingt:

 1. Klarer Rahmen gibt Autonomie

Schriftlich abstecken, bei Bedarf kurzfristig nachsteuern. Selbstbestimmtes Arbeiten ohne Mikromanagement

  • Schlüsselaufgaben
    Was sind, unter Beachtung der individuellen Stärken und der aktuellen Herausforderungen, die Prioritäten und Deadlines? (Anspruchsvolle Arbeit, die den Stärken entspricht, ist der Ausgangspunkt eines „Flow“-Zustandes.)
  • Erreichbarkeiten                                                                                                                                                                                       Was sind die Zeiten, in denen z.B. telefoniert wird? Welche Zeiten sind geblockt für fokussiertes Arbeiten? Was sind definitive Ruhezeiten/Pausen (z.B. Mittag)?
  • Erwartungshaltungen
    Was erhoffen sich Mitarbeiter und Führungskraft vom Home-Office? Wie kann die Situation gewinnbringend gestaltet werden? (Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Selbst bestimmtes Arbeiten)

Eine systematische Darstellung zum Eintragen und Weiterverwenden gibt es hier:

2. Sichtbare Leistungen sorgen für Anerkennung

  • Klare Aufträge machen Leistung sichtbar und überprüfbar.
    Woran werde ich, bzw. die Führungskraft erkennen, ob diese oder jene Leistung erbracht wurde?
  • Anwesenheit ist kein Indikator für Resultate
    Wie kann das Home-Office produktiver sein, als die Arbeit im Büro? (Starre Zeitkorsetts demotivieren und behindern gerade in Zeiten von Home-Schooling, Kinderbetreuung, doppeltem Home-Office beider Partner inkl. Videokonferenzen, etc.).
  • Überprüfbare Resultate bilden Vertrauen
    Stetige Ergebnisse motivieren und ermöglichen auch Selbststeuerung.

3. Closing-Loop-Feedback sichert die Qualität

  • Feedbackschleifen sind ein essentielles Element wirksamen Managements.
    Die Outputs eines Systems werden im Kreis zurückgeführt und als Inputs verwendet, z.B. Kundenfeedback, um ein besseres Produkt zu schaffen.
  • Kommunikationsloops dienen der Verifizierung von gensendeten Informationen und verhindern damit Fehler/Missinterpretationen.

Dies ist das Standardvorgehen z. B. bei Piloten, damit Fehler in der Kommunikation verhindert werden.

Die schriftliche Kommunikation kann fehleranfällig sein, weil Feedbackkanäle, wie das direkte Nachfragen, Gestik, Mimik, etc. fehlen. Anderseits kann klar durchdachte schriftlich Kommunikation ein echter Effizienzgewinn sein.

4. Zugehörigkeit fördern anstatt „Social Distancing“

  • Gezielt sozialen Austausch mit Kollegen fördern:
    Für die zwischenmenschlichen Beziehungen ist der Austausch unverzichtbar, mit dem Kollegen, wie mit dem Vorgesetzten. Wertschätzung über das Berufliche hinaus, schafft ein positives Arbeitsumfeld und ein belastbares Gemeinschaftsgefühl. (z.B. virtuelle Kaffeepausen)
  • Digitale Kommunikation mit anlogen Elemente ergänzen. (z.B. mit physischen Materialien arbeiten, Bücher anstatt eines E-Books)
  • Gezielter Kontakt zu den introvertierten Mitarbeitern suchen und Chancen nutzen, diese digital leichter aktiv einzubinden als in persönlichen Situationen.

Tipps, um den Zusammenhalt im Team zu fördern:

1.   Nach offiziellen Videokonferenzen Break Out Rooms geben, damit sich Mitarbeiter in Pausen oder am Meetingende dort untereinander (auch ohne Führungskräfte) austauschen können.

2.   Videokonferenz mit Socializing Agenda.

3.   Virtueller Reziprozitätsring „du hilfst mir- ich helfe dir?“  Mehr dazu HIER

4.   Buddy-System einrichten, um sich gegenseitig auszutauschen, nach Fortschritt zu fragen, das spornt an, hilft zu fokussieren und dranzubleiben.

Achtung, hier gilt auf freiwilliger Basis: die einen finden so was toll, die anderen empfinden solche Veranstaltungen als Zumutung.

5. Sinn bietet Motivation

  • Der Zweck der Arbeit verleiht ihr Bedeutung und damit die Basis für Motivation.
  • Sinnvolle Beschäftigung ist auch in Zeiten von z.B. Home-Office und Auftragsflaute möglich. (organisierte oder selbstgesteuerte Weiterbildung: etwa Artikel, Bücher, Seminare)

Die veränderten Rahmenbedingungen in der Führung auf Distanz sind neben allen Herausforderungen, richtig genutzt, auch eine große Chance für Führungskräfte, sich auf ihre Führungsaufgabe zu fokussieren, ohne im alltäglichen operativen

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